Erstmalig: Internationales Gericht entscheidet über Völkerrechtsverletzungen
Die alliierten Siegermächte erschufen den Internationalen Gerichtshof, um Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu ahnden. Vor ihm mussten sich nach Kriegsende die Hauptverantwortlichen des nationalsozialistischen Deutschen Reichs verantworten. Nürnberg als Ort des Internationalen Gerichtshofs wurde vor allem gewählt, weil das dortige Gerichtsgebäude nach dem Krieg noch intakt war. Eine gewisse Symbolik lässt sich aber kaum verneinen – gerade in Nürnberg hatten sich die Nationalsozialisten im Rahmen ihrer Reichsparteitage einst prunkvoll inszeniert.
Am 20. November 1945 begann vor dem Internationalen Gerichtshof der erste Prozess gegen 24 führende Köpfe aus Politik, Militär und Wirtschaft des NS-Staates. Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher war in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Es stellte den ersten internationalen Strafprozess dar und erstmals in der Geschichte wurden Einzelpersonen auf völkerrechtlicher Grundlage bestraft. Zu den Angeklagten zählten unter anderem Reichsluftfahrtminister Hermann Göring, Rudolf Heß als Stellvertreter des Führers, der Oberkommandierende der Wehrmacht Wilhelm Keitel und Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop.
Sonnenbrillen für die Angeklagten
Da man der Weltöffentlichkeit möglichst detailreiche Aufnahmen der Angeklagten präsentieren wollte, wurde der Gerichtsraum für Film- und Fotoaufnahmen hell ausgeleuchtet. Um im Vorhinein den Vorwurf zu entkräften, dies könne die Angeklagten verunsichern oder einschüchtern, stellte man ihnen Sonnenbrillen zur Verfügung, zu denen auch das im Deutschlandmuseum gezeigte Exemplar gehört. Auf vielen Fotos der Nürnberger Prozesse sind die Angeklagten mit diesen charakteristischen Sonnenbrillen zu erkennen.
Die Brille besitzt durchgehende Gläser aus grau getöntem Kunststoff mit oberseitiger Randverstärkung und Nasenbrücke sowie Metallbügeln. Zu der Brille gehört ein olivfarbenes Wachstuchetui. Die dort sichtbare Prägung American Polaroid USA 1945 verweist auf den Hersteller der Sonnenbrillen. Das US-Unternehmen Polaroid ist zwar vor allem für seine Fotoapparate, insbesondere seine Sofortbildkameras, bekannt, stellte aber auch Sonnenbrillen her.
Mit Sonnenbrillen auf der Anklagebank: Hermann Göring und Karl Dönitz Foto von den Nürnberger Prozessen, Anonym, Deutschland, 1945 (Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-V01732 / CC-BY-SA 3.0)
Urteile und Wirkung der Nürnberger Prozesse
Nach fast einem Jahr Verhandlungsdauer endete 1946 der erste Prozess gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher. Von den 22 Angeklagten erhielten zwölf die Todesstrafe, sieben langjährige oder lebenslange Haftstrafen, drei wurden freigesprochen. In den nachfolgenden zwölf Nürnberger Prozessen kam es zwischen 1946 und 1949 zur Anklage gegen insgesamt 185 Personen, die wegen länderübergreifender Straftaten angeklagt wurden. Neben 35 Freisprüchen ergingen hier 24 Todesurteile und 118 teils langjährige Freiheitsstrafen.
Die Nürnberger Prozesse beeinflussten das Völkerrecht nachhaltig. Wichtige, explizit für diese Prozesse geschaffene Grundsätze sind bis heute als Nürnberger Prinzipien Teil des Völkerrechts. Unter anderem wurde dadurch festgelegt, dass jede Person, die sich eines völkerrechtlichen Verbrechens schuldig macht, dafür bestraft werden kann. Das gilt auch, wenn die Tat nach nationalem Recht nicht strafbar ist oder es sich um Regierungsmitglieder handelt. Nach heutigem Verständnis selbstverständliche Regeln, deren Grundlage in Nürnberg als Reaktion auf die Schrecken der NS-Herrschaft geschaffen wurden.
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1945-1949
- Epochenraum Deutsche Teilung
- Kategorie Alltagskultur
- Herkunft USA
- Dimensionen 20x5x10 cm (BxHxT)
- Material Metall, Plastik
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1945-1949
- Epochenraum Deutsche Teilung
- Kategorie Alltagskultur
- Herkunft USA
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Über das Deutschlandmuseum
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