Die Einführung des „Helms mit Spitze“
Die Geschichte der Pickelhaube beginnt 1842 mit der Einführung eines neuen Helmtypus für die preußische Armee. Das im wahrsten Sinne hervorstechende Merkmal dieses Helms war die auf der Oberseite angebrachte Metallspitze. Die offizielle Bezeichnung lautete daher: Helm mit Spitze. Im allgemeinen Sprachgebrauch setzt sich allerdings rasch der Begriff Pickelhaube durch.
Die Metallspitze war keine reine Zierde, sondern hatte durchaus einen militärischen Sinn: An ihr sollten Hiebe von Waffen abgleiten und so die Kraft des Schlags vom Zentrum des Kopfes wegführen. Im Laufe der Zeit wurde die Pickelhaube immer wieder modifiziert. Der erste Prototyp bestand noch komplett aus Metall, erwies sich aber als zu schwer. Als überarbeitete Version entstand schließlich die klassische Pickelhauben-Version aus geschwärztem, gepresstem Leder mit Metallbeschlägen.
Ein Sinnbild für den deutsch-preußischen Militär- und Obrigkeitsstaat
Der preußische Helm mit Spitze verbreitete sich nach Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 auch in den übrigen deutschen Bundestaaten. Die klassische Pickelhauben-Version kam vor allem bei den Truppen der Infanterie zum Einsatz. Bei anderen Truppengattungen variierten die Modelle zum Teil. Für Artillerietruppen ersetzte man die Spitze durch eine Kugel, damit sich die Soldaten beim beengten Hantieren an den Geschützen nicht mit der Spitze gegenseitig verletzten. Kavallerieeinheiten setzten auf Pickelhauben mit einem höheren Eisenanteil und einem tief gezogenen Nackenschirm.
Die Pickelhaube fand jedoch nicht nur bei Soldaten Verwendung, sondern wurde auch für die Polizei eingeführt. Sie war im Alltag des Kaiserreichs so allgegenwärtig, dass sie sich zum Sinnbild des preußischen und dann deutschen Militär- und Obrigkeitsstaats entwickelte. In zahlreichen internationalen anti-deutschen Plakaten und Publikationen kennzeichnete die Pickelhaube den Deutschen.
„Wie man einen Hunnen aufzieht: Blut-und-Eisen-Tonikum. Der teutonische Ersatz für Milch.“ Karikatur aus der satirischen Zeitschrift Punch, UK, um 1914 (Quelle: Universität Heidelberg)
Datierung der Pickelhaube im Deutschlandmuseum
In ihrer schlichten Ausführung ohne weitere Verzierungen lässt sich die im Deutschlandmuseum gezeigte Pickelhaube als die eines preußischen Gefreiten erkennen. Gefreite standen geringfügig über den gemeinen Soldaten, hatten aber noch keinen Offiziersrang inne. Das Stirnemblem aus Messing zeigt das Symbol des deutschen Bundeslandes, in diesem Fall den preußischen Helmadler, unter welchem der preußische Wahlspruch Mit Gott für König und Vaterland zu lesen ist. Dieser wurde von den Soldaten auch zu Beginn einer Schlacht gerufen.
Zwei Merkmale der im Deutschlandmuseum gezeigten Pickelhaube helfen bei der Datierung: Einerseits wird der Lederriemen mit einem Knopf 91 gehalten. Dieser genormte Knopf fand erst ab 1891 beim Reichsheer Verwendung. Zudem verfügt die Pickelhaube über die ab 1897 eingeführte schwarz-weiß-rote Reichskokarde auf der rechten Helmseite. Zuvor zeigten diese kreisförmigen Abzeichen die Landesfarben des Bundeslandes an.
Das Ende der Pickelhaube
Im Verlauf des Ersten Weltkriegs erwies sich die Pickelhaube in der modernen Kriegsführung als ungeeignet. Die Reflektionen der Metallbeschläge erschwerten die Tarnung, weshalb viele Pickelhauben provisorisch Stoffüberzüge erhielten. Auch boten die langen Spitzen verräterische Ziele, wenn sich die Träger im Schützengraben bewegten. Vor allem erwies sich das Material aus gepresstem Leder als nicht ausreichend schützend gegen moderne Waffen und Granatsplitter. Ab 1916 kam das Aus für die Pickelhaube, als das deutsche Heer auf moderne Stahlhelme umstellte.
Doch ganz verschwunden ist die Pickelhaube in Deutschland bis heute nicht: In der deutschen Gebärdensprache symbolisiert der über der Stirn ausgestreckte, nach oben gerichtete Zeigefinger die Pickelhaube und bedeutet übersetzt deutsch oder Polizei (früher: Schutzmann).
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1898-1915
- Epochenraum Kaiserreich
- Kategorie Kopfbedeckungen
- Herkunft Deutschland
- Dimensionen 20x30x25 cm (BxHxT)
- Material Leder, Metall
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1898-1915
- Epochenraum Kaiserreich
- Kategorie Kopfbedeckungen
- Herkunft Deutschland
- Dimensionen 20x30x25 cm (BxHxT)
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Über das Deutschlandmuseum
Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte
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