Schlagende Studentenverbindungen und die Mensur
Die „Mensur“ als traditioneller Fechtkampf von schlagenden Studentenverbindungen geht bis auf das 16. Jahrhundert zurück. Aufgrund der großen Gefahr tödlicher Verletzungen durch die lange Zeit eingesetzten Stichwaffen wechselte man ab dem 18. Jahrhundert zu Hiebwaffen über. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen hauptsächlich zwei solcher Fechtwaffen zum Einsatz: Korbschläger und Glockenschläger.
Der namensgebende Unterschied zwischen diesen Waffen besteht im Handschutz: Beim Glockenschläger befindet sich zwischen Handgriff und Klinge ein glockenförmiger Metallschutz, der Korbschläger dagegen weist dort einen metallenen Gitterkorb auf, der mit einem festen Stoff überspannt ist. Während an Universitäten im östlichen Gegenden Deutschlands vor allem der Glockenschläger dominiert, wird im Rest des Landes vor allem der Korbschläger eingesetzt.
Bei der im Deutschlandmuseum gezeigten Fechtwaffe handelt es sich um eine bestimmte Form des Korbschlägers: einen Paradeschläger. Dieser besitzt eine stumpfe Paradeklinge mit stumpfem Ende sowie einen Korb mit den Erkennungsfarben der jeweiligen Verbindung. Paradeschläger werden von Personen, die Führungsämter in Studentenverbindungen wahrnehmen, zu Repräsentationszwecken getragen.
Zuordnung des Paradeschlägers im Deutschlandmuseum
Eine gravierte Widmung datiert die Fechtwaffe in die Zeit um das Jahr 1860. Mehrere Kennzeichen an dem Objekt lassen den Schluss zu, dass es sich um eine Fechtwaffe des Corps Guestphalia Heidelberg handelt, eine 1818 gestiftete Studentenverbindung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Der Name „Guestphalia“ wird „Westfalia“ ausgesprochen und verweist darauf, dass ursprünglich die Mitglieder aus Westfalen stammten.

Auf dem Handschutz ist schwach der Zirkel der Guestphalia zu erkennen. Zirkel sind ein als Monogramm aus mehreren ineinander verschlungenen Buchstaben gestaltetes Erkennungszeichen der Studentenverbindungen. In dem Zirkel sind die Buchstaben „v-c-f“ zu erkennen, die für „Vivat circulus fratrum“ („Es lebe der Kreis der Brüder“) stehen. Dieser Spruch findet sich in unterschiedlicher Gestaltung bei fast allen Zirkeln jener Zeit. Auch ein „G“ für Guestphalia ist zu erkennen.
Die Gravierung weist zudem das Kürzel „RC“ auf, ein klarer Hinweis auf Heidelberg: es handelt sich um die Kurzform von Ruperto Carola, den lateinischen Gründungsnamen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Auf dem Stoff des glockenförmigen Handschutzes finden sich traditionell die Farben der jeweiligen Studentenverbindung. Guestphalia führte die Farben Grün-Weiß-Schwarz, dies ist die klassische Trikolore der westfälischen Studentenverbindungen.
Während Schwarz und Grün bei diesem Korbschläger klar zu erkennen sind, zeigt das mittlere Farbfeld eher ein schmutzig-helles Braun, wobei sich die Struktur des Stoffs deutlich von dem der anderen Farbfelder unterscheidet. Anscheinend wurde das Material dort aufgrund eines Schadens unfachmännisch restauriert, sodass die Farbe wahrscheinlich durch Oxidation umgeschlagen ist, weshalb die westfälische Trikolore nicht mehr im alten Glanz strahlt.
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1860
- Epochenraum Deutscher Bund
- Kategorie Waffen
- Herkunft Deutschland
- Dimensionen 18 x 100 x 18 cm (BxHxT)
- Material Leder, Metall, Stoff
Objektinfos
Bezeichnung
- Datierung 1860
- Epochenraum Deutscher Bund
- Kategorie Waffen
- Herkunft Deutschland
- Dimensionen 18 x 100 x 18 cm (BxHxT)
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Über das Deutschlandmuseum
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