Mittelalterliches Richtschwert

Die beidhändig zu führenden Richtschwerter sind zwar eindrucksvolle Waffen, kamen jedoch nie beim Kampf zum Einsatz. Seit dem Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert dienten sie als Instrumente der Justiz, um Todesurteile zu vollstrecken. Das Deutschlandmuseum zeigt ein frühes Exemplar eines Richtschwerts aus dem 13. Jahrhundert.

Hinrichtung durch Köpfen: Eine Todesart für Privilegierte

Ein Richtschwert durfte nicht als Waffe im Kampf genutzt werden und man sah es oft auch mehr als Werkzeug denn als Waffe an. Benutzen durfte dieses Hinrichtungswerkzeug nur ein Scharfrichter – der oft auch als Nachrichter bezeichnet wurde, da er nach dem Richterspruch in Aktion trat.

Im Gegensatz zu anderen Hinrichtungsmethoden wie Erhängen galt die Hinrichtung durch Köpfen als ehrenvoll: Die Familie des Hingerichteten erlitt durch die Bestrafung keinen Ansehensverlust. Vor allem Personen höheren Standes genossen das „Privileg“, nach einer Verurteilung auf diese Weise hingerichtet zu werden.

Das im Deutschlandmuseum präsentierte Richtschwert weist die typischen Merkmale dieser speziellen Schwertgattung auf: Es handelt sich um ein beidhändig zu führendes Schwert mit breiter, flacher Klinge und abgerundeter Spitze. Vor allem die abgerundete Spitze ist das Zeichen für eine „unehrliche“ Waffe, die nicht für den „ehrlichen“ Kampf gedacht war. Insgesamt hat das Schwert eine stattliche Länge von 126 Zentimetern.

Viel Verantwortung – wenig Ansehen: das Amt des Scharfrichters

Das Handwerk eines Scharfrichters war anspruchsvoll. Größe und Gewicht des Schwertes erschwerten seine Handhabung. Neben Kraft war vor allem die richtige Technik entscheidend, um eine Hinrichtung mit Richtschwert sauber auszuführen. Das beste Ergebnis erzielte man, wenn es gelang, den Hals zwischen dem 3. und 4. Halswirbel zu treffen und den Kopf mit einem Schlag abzutrennen. Bei einer Ausbildung zum Scharfrichter beinhaltete die Meisterprobe genau diese Königsdisziplin: das formvollendete Köpfen eines Verurteilten mit Richtschwert oder Henkersbeil. Die Ausführung wurde zuvor an Tieren erprobt.

Auch wenn die Tätigkeit als Scharfrichter einiges an handwerklichem Geschick verlangte und eine durchaus verantwortungsvolle Position darstellte, hatte sie in der damaligen Gesellschaft kein großes Ansehen. Scharfrichter galt als unehrlicher Beruf, weshalb die Ausübenden gesellschaftlich isoliert waren. Aufgrund dieser Isolierung waren Kinder von Scharfrichtern oft gezwungen, nur innerhalb des eigenen Standes heiraten. Ebenso hatten Söhne kaum eine Wahl, als den Beruf des Vaters zu erlernen.

Für die Bezahlung des Scharfrichters mussten die Familien der Hingerichteten aufkommen. Da es in der Regel nicht genug Hinrichtungen gab, um den Lebensunterhalt zu sichern, wurden Scharfrichter auch mit anderen unliebsamen Aufgaben betraut. Häufig waren das Folteraufgaben und die Ausführung von Körperstrafen, etwa dem Abtrennen einer Hand. Zudem übernahmen sie die Reinigung von Kloaken sowie die Entfernung und Verarbeitung von Tierkadavern.

Eine öffentliche Hinrichtung mit Richtschwert im Mittelalter

Eine öffentliche Hinrichtung mit Richtschwert im Mittelalter Buchmalerei, Chroniken von Jean Froissart, folio 1r, Flandern, Anfang 15. Jahrhundert (Quelle: gallica.bnf.fr / BnF)

Richtschwerter im Wandel der Zeit

Das Richtschwert ist eine der historisch dauerhaftesten gerichtlichen Vollzugsinstrumente. Bis zum 19. Jahrhundert wurden Hinrichtungen regelmäßig mit diesen speziellen Schwertern ausgeführt. Bei dem im Deutschlandmuseum gezeigten Richtschwert handelt es sich um ein sehr frühes Modell, die meisten erhaltenen Richtschwerter stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Viele dieser späteren Modelle tragen bedeutungsvolle, religiöse Inschriften oder figurale Motive auf der Klinge. Ähnliches lässt sich bei dem Richtschwert im Deutschlandmuseum nicht erkennen. Entweder hat es sie nie gegeben oder sie sind durch das Korrodieren der Klinge im Laufe der Zeit verschwunden.

Abgelöst wurde die Hinrichtung mit Richtschwert schließlich ab dem 18./19. Jahrhundert durch neue Verfahren wie der Guillotine. Diese Hinrichtungsapparate konnten Personen auch ohne lange Ausbildung leicht bedienen. In sehr wenigen Ländern kommt die Hinrichtung mit einem Richtschwert aber bis heute zum Einsatz.

Objektinfos

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Über das Deutschlandmuseum

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