Altdeutscher Pflug

Die Aufklärung veränderte neben der Gesellschaft auch die Landwirtschaft. Es kam zu Ereignissen wie der Bauerbefreiung aus der mittelalterlichen Leibeigenschaft sowie technischen Innovationen und der Einführung neuartiger Pflanzen. Stellvertretend für diese Entwicklungen zeigt das Deutschlandmuseum im Epochenraum Aufklärung einen originalen altdeutschen Pflug aus dem 18. Jahrhundert.

Der Pflug – ein uraltes landwirtschaftliches Arbeitsgerät

Seit Jahrhunderten sind Pflüge in der Landwirtschaft im Einsatz. Bilder aus dem Sachsenspiegel, dem ältesten deutschen Rechtsbuch des Mittelalters, zeigen Pflüge, die sich nur unwesentlich von den Pflugmodellen des 18. Jahrhunderts unterscheiden. Es handelte sich um Räderpflüge, die mit einem Messersech bzw. Vorschneider zuerst den Erdboden aufschneiden und diesen dann mit einem Streichbrett wenden. Bis ins 20. Jahrhundert dominierten Pflüge, die vorwiegend aus Holz bestanden, da solche aus Eisen sehr teuer waren.

Zuweilen entwickelte sich der Pflug sogar zum Gegenstand kultischer Verehrung. 1769 bediente Kaiser Joseph II. (1741-1790) während eines Defekts seiner Kutsche in der Nähe von Brünn den Pflug eines Bauern. Dieses Gerät wurde anschließend wie eine Reliquie verehrt und war sogar auf der Weltausstellung von 1873 zu sehen. Bei einem rekonstruierten Modell des Kaiser-Joseph-Pflugs im Technischen Museum in Wien zeigt sich, dass der Pflug mit dem Pflugmodell im Deutschlandmuseum nahezu identisch ist.

Auch Friedrich II. (1712-1786), ein Zeitgenosse Josephs II. und ebenso wie dieser ein Vertreter des aufgeklärten Absolutismus, war sich der Bedeutung der Landwirtschaft bewusst. Neue Gebiete ließ er mit Schwert und Pflug erobern: der militärischen Annexion folgte die landwirtschaftliche Kultivierung. Regelmäßig soll er Militärpferde, welche die Kanonen zogen, als Zugtiere für Pflüge zur Verfügung gestellt haben. Mit mehreren Erlassen, den „Kartoffelbefehlen“, förderte er zudem den Anbau der widerstandsfähigen Kartoffel.

Bismarck-Pflug
Rekonstruierter Kaiser-Joseph-Pflug – ein klassisches altdeutsches Pflugmodell (Quelle: Deutsches Landwirtschaftsmuseum, Universität Hohenheim / Wolfram Scheible / CC BY-NC-SA)

Aufbau und Herkunft des altdeutschen Pflugs

Bei dem im Deutschlandmuseum gezeigten Modell handelt es sich um einen klassischen Beetpflug, auch altdeutscher Pflug genannt. Die Griffe (Sterze) sind leicht gespreizt angeordnet. Das Radvorgestell fehlt, was bei historischen Pflügen keine Seltenheit ist, da dies ein separates Bauteil war, welches über Stecklöcher mit dem langen Pflugbaum (Grindel) verbunden wurde.

Das zylindrische Streichbrett besteht aus Holz, dort ist zudem die Anbringung einer Eisenschare mit scharfer Spitze vorgesehen. Verloren gegangen ist leider das Messersech, welches seinen Platz am Pflugbaum hatte.

Der Pflug stammt vermutlich von einem Landsitz der Familie Bismarck. Dieses alte Adelsgeschlecht ist vor allem wegen Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) bekannt, spielte aber auch im 18. Jahrhundert unter Friedrich II. eine bedeutende Rolle. Unter anderem entstammen ihm der preußische Justizminister Levin-Friedrich von Bismarck (1703-1774) und der preußische Finanzminister August Wilhelm von Bismarck (1750-1783).

Historische Arbeitsgeräte dieses Alters aus Holz sind selten im guten Zustand erhalten. Einen originalen Pflug, der sich in präsentablem Zustand befindet, und bei dem sich zudem der historische Hintergrund mit einem bedeutenden preußischen Adelsgeschlecht verknüpfen lässt, ist ein Glücksfall für die Sammlung eines Museums.

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