Das Täuferreich von Münster wird aufgebaut
In der Bischofsstadt Münster nahm die kirchliche Reformbewegung im 16. Jahrhundert radikale Züge an. Die Täufer gewannen immer mehr Macht. Sie forderten die Taufe Erwachsener als bewussten Akt und erwarteten das Ende der Zeit sowie die Wiederkehr von Jesus Christus.
Am 9. Februar 1534 setzte sich der Holländer Jan Matthys an die Spitze der Bewegung. Sein Ziel war die Schaffung eines Gottesstaats. Um seiner Meinung nach falsche religiöse Praktiken wie „Götzendienst“ auszumerzen, wurden in sämtlichen Kirchen alle Bilder und Figuren zerstört. Jedes Buch außer der Bibel sollte vernichtet werden, jeder, der sich nicht taufen lassen wollte, musste Münster verlassen. Um den Extremismus zu bekämpfen, wurde im Auftrag des Fürstbischofs bald ein Belagerungsring um die Stadt gebildet. An Ostern 1534 verließ Matthys, der das Erscheinen des Gottessohnes erwartete, unbewaffnet Münster und wurde von Landsknechten getötet.
Ein anderer Holländer, Jan van Leiden, trat seine Nachfolge an. Wegen des großen Frauenüberschusses in Münster wurde unter ihm den Männern erlaubt, mehrere Frauen zu ehelichen. Jan van Leiden, der bald zu „König Johannes“ erhoben wurde, hatte insgesamt 16 Frauen während seiner Herrschaft. Diese ging zu Ende, als in der abgeriegelten Stadt eine Hungersnot ausbrach und die Belagerer schließlich im Juni 1535 eindrangen. Hunderte Verteidiger wurden getötet, die überlebenden Täufer hingerichtet. Jan van Leiden und zwei weitere Anführer wurden zu Tode gefoltert und in eisernen Käfigen am Turm der Lambertikirche aufgehängt. Dort sind die „Täuferkörbe“ heute noch zu sehen.

Über das Deutschlandmuseum
Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte
Das ganze Jahr im Überblick
