In Berlin und Lichtenberg beginnen die Märzkämpfe mit mehr als 1000 Toten
Mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung und des Reichspräsidenten Friedrich Ebert sowie der Ernennung einer Koalitionsregierung schien Anfang 1919 der Weg in eine parlamentarische Demokratie vorgezeichnet. Die extreme Linke warf der gemäßigten SPD allerdings wegen ihrer Zusammenarbeit mit bürgerlichen Parteien Verrat vor und versuchte ihre Ziele gemeinsam mit Teilen der Arbeiterschaft weiter durchzusetzen. Um die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien und eine Räteherrschaft nach sowjetrussischem Vorbild durchzusetzen, kam es im Ruhrgebiet, in Sachsen und Thüringen sowie in anderen Teilen Deutschlands zu Generalstreiks.
In Berlin beschlossen die Arbeiterräte in einer Vollversammlung am 3. März 1919 den Generalstreik. Am selben Tag kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, zu Plünderungen und zu Versuchen, in Polizeireviere einzudringen, um sich Waffen zu besorgen. Nachdem die preußische Regierung über die Stadt den Belagerungszustand verhängt hatte, rückten Regierungstruppen und Freikorps-Einheiten ein. Bald fanden Schießereien und Gefechte statt, um den Alexanderplatz errichteten die Aufständischen Barrikaden. Während der Generalstreik Tage später abgebrochen wurde, verlagerten sich die Kämpfe in Richtung der damals noch nicht eingemeindeten Stadt Lichtenberg. Falschmeldungen über angebliche Gräueltaten durch die Aufständischen veranlassten die Regierungstruppen und Freikorps, mit äußerster Härte vorzugehen: Sie setzten schwere Artillerie ein und erschossen Menschen, die im Besitz von Waffen waren, standrechtlich. Nach dem Ende der Kämpfe am 13. März zählte man mindestens 1200, wahrscheinlich über 2000 Tote, weit überwiegend Aufständische. In den folgenden Jahren verfestigte sich zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten eine tiefe Feindschaft.

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