Der Dreißigjährige Krieg war ein prägendes Kapitel der deutschen Geschichte. Stellvertretend für diese Epoche zeigt das Deutschlandmuseum mit einer Zischägge einen typischen Reiterhelm jener Zeit. Nach einem wichtigen militärischen Führer des Kriegs wurde sie auch Pappenheimer-Helm genannt.

Europäischer Reiterhelm nach orientalischem Vorbild

Die Zischägge entwickelte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts zu einem der typischen Reiterhelme in Europa. Der Name Zischägge stammt vom Chichak, einen im Aufbau ähnlichen osmanischen Prunkhelm, der als Vorbild diente. Von dort aus tauchte der Helm im 16. Jahrhundert als sisak in Südosteuropa bei den Husaren und als szyszak in Polen auf.

Das im Deutschlandmuseum gezeigte Helmmodell ist eine klassische Zischägge des 17. Jahrhunderts. Sie besteht bis auf das gut erhaltene lederne Innenfutter komplett aus Metall. Der kurze Augenschirm sollte verhindern, dass Schwerthiebe, die an der runden Helmglocke abrutschten, das Gesicht verletzten.

Als zusätzlichen Gesichtsschutz verfügt die Zischägge über ein gebogenes Naseneisen, das sich hoch- oder runterschieben und mit einer Schraube individuell fixieren ließ. Der lange Nackenschutz wird aufgrund seiner mehrfach ineinandergeschobenen Platten auch als Hummerschwanz bezeichnet. Seitliche mit Löchern versehene Metallflügel schützten die Ohren.

Zischäggen-Träger im Dreißigjährigen Krieg: Kürassier-Einheiten bei der Belagerung von Bautzen 1620, Kupferstich nach Matthäus Merian (Quelle: Public domain, via Wikimedia Commons)

Zischäggen-Träger im Dreißigjährigen Krieg: Kürassier-Einheiten bei der Belagerung von Bautzen 1620 Kupferstich nach Matthäus Merian (Quelle: Public domain, via Wikimedia Commons)

Standardmäßig gehörte die Zischägge zur Ausstattung der schwer gepanzerten Kavallerie, den Kürassieren. Diese trugen zudem den Kürass, einen eisernen Brustpanzer, daher auch der Name der Einheiten. In den verschiedenen europäischen Regionen gab es mehrere Varianten des Reithelms, wobei die gezeigten Hauptmerkmale bestehen blieben. Ab dem späten 17. Jahrhundert geriet der Helm in den meisten Teilen Europas außer Gebrauch.

Pappenheim und die Zischägge im Dreißigjährigen Krieg

Neben Zischägge gibt es zahlreiche weitere Bezeichnungen für den Reiterhelm, unter anderem ungarische Sturmhaube oder Pappenheimer-Helm. Gottfried Heinrich von Pappenheim Pappenheim (1594 – 1632) kämpfte unter dem Oberbefehl Wallensteins für die katholische Seite und kommandierte die Regimenter der kaiserlichen Reiterei. Die ihm zugeschriebene Verwegenheit und Loyalität wurde auch auf seine Soldaten übertragen und führte zu der Redensart „Ich kenne doch meine Pappenheimer“. Leicht abgewandelt fand sie Eingang in das Drama Wallensteins Tod von Friedrich Schiller und ist auch heute noch ein geflügeltes Wort.

(Quelle: Public domain, via Wikimedia Commons)
Befehligte die Reiterei des Kaisers: Gottfried Heinrich von Pappenheim Kupferstich, ca. 1650 (Quelle: Public domain, via Wikimedia Commons)

So ist die Zischägge in der Ausstellung des Deutschlandmuseums mehr als ein eindrucksvolles Zeitzeugnis aus dem Dreißigjährigen Krieg. Wie nur wenige Exponate bietet sich dieses Objekt an, erzählerisch den Bogen über die Persönlichkeit Pappenheims bis hin zum Dichter Friedrich Schiller zu spannen und facettenreiche Einblicke in die deutsche Geschichte zu geben.

Objektinfos

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Exponat im Museum

Über das Deutschlandmuseum

Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte

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